Michael B. (42 J.) +2010

Michael kannte ich seit meinem ersten Tag in der „Brücke“. Er war immer ein bisschen menschenscheu, was verständlich ist, nach dem was er über seine Kindheit und Jugend erzählt hat. Es hat mich sehr gefreut, dass ich sein Vertrauen gewinnen konnte. Er kam oft zu mir und erzählte. Ein Stück weit war er ein Lebenskünstler, der es vor drei Jahren noch geschafft hat, nach Indien zu reisen. Auch sonst hat er sich immer tapfer durchs Leben geschlagen, trotz Sucht, HIV und psychischer Erkrankung.

Bei unserem letzten Gespräch hat sich Michael ganz herzlich bei mir bedankt, dass ich ihn im Gefängnis immer wieder aufgesucht habe. Michael hat es gut getan, wenn er spüren konnte, da sucht jemand nach ihm. Das hat es ihm möglich gemacht, die Welt, die er oft als feindlich und ablehnend erlebt hat, auszuhalten. Lieber Michael, du hast in deinem Leben auf einen Gott vertraut, der dich sucht und annimmt, sowie du bist. Ich hoffe, dass er dich nun gefunden und aufgenommen hat.

Daggi (46 J.) +2010

Daggi war eine starke Frau, die in der Art, wie sie mit ihrer HIV-Infektion umgegangen ist, vielen Mut gemacht hat. Ihr Lachen, ihre Kraft, ihre Ehrlichkeit wirkten ansteckend. Einige in der Brücke erinnern sich, wie Daggi ihnen beim Renovieren ihrer Wohnung geholfen hat. Viele haben sie als engagierte Mitarbeiterin bei der Stuttgarter Tafel in Erinnerung. Am Aschermittwoch starb sie an den Folgen eines Hirntumors: Deine Schritte sind verhallt, deine Spuren sind überall.