Günter

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln,
er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um Seines Namens Willen.
(Psalm 23)

Das war Günter, der Diakon.

Bei Andachten mit Thomas Kleine,
der Urnenbeisetzung von Neves, einem Mitbewohner
las Günter gerne diesen Psalm.

Klassische Musik,
ganz viele Lieder,
er konnte auch schön singen.
Blumen,
in guten Zeiten jede Woche ein bunter Strauß –
das brauche ich, sagte er oft.
Bilder an der Wand,
ganz viele,
von Wuppertal, seiner Heimat,
von ihm und den Mitbewohnern.
Schöne Tischdecken und Bettwäsche.
Schön sollte es um ihn herum sein.

Sein Leben war turbulent.
Harte Kindheit,
Familie nicht einfach.
Erst eine Lehre
dann Diakon.
Kirche war sein zu hause,
seine Sicherheit.
Den Boden riss ihm seine Scheidung weg.
Alkohol, am Schluss Obdachlosigkeit
und vieles mehr.

So lernten wir Günter kennen.

Er tat sich schwer mit Ungewohntem, Neuem.
Brauchte lange, sich ein zu leben,
war sehr verschlossen.
Die Krankheit machte ihn milder, umgänglicher, freundlich.
Er nahm oft Rich in den Arm, auch uns Kollegen.
War meist zufrieden, in seiner kleinen Welt.
Im neuen Heim schien er sich wohl zu fühlen,
hatte ein sehr schönes Zimmer.
Die Leute mochten ihn,
das war ihm wichtig.

Er selbst war oft verwundert, wie alt er dennoch werden durfte.
Ließ sich feiern, mit Kuchen und viel Besuch.

Jetzt ist er heimgekehrt, zu einem Vater, den er hier nie hatte.
Und ich bin mir sicher, er macht es sich auch dort ganz schön.

Sabine

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